Du oder Sie im Business: Welche Anrede ist die Richtige?
09.08.2022Im englischen Sprachgebrauch ist die Lage einfach: Egal, ob Lehrer und Schülerin, Chefin und Angestellter – alle fühlen sich mit «you» freundlich angesprochen. In unserer Sprache ist das deutlich komplizierter. Ein deplatziertes «Du» kann Geschäftsverbindungen belasten, ein falsch gewähltes «Sie» für peinliche Momente sorgen.
Eine Frage des Anstands oder des Abstands?
Obwohl es heute – auch in der Arbeitswelt – gängig ist, sich zu duzen, gilt die Sie-Form nach wie vor als eigentliche Höflichkeitsform. Wann soll also welche Anrede verwendet werden, damit sich niemand auf den Schlips getreten fühlt? Die Anstandsbibel Knigge ist hier deutlich: Bei Erstbegegnungen wird generell gesiezt. Danach ist es in jedem Fall den Ranghöheren, Damen oder Älteren vorbehalten, das «Du» anzubieten. Sich an diese Regeln zu halten, ist gar nicht so einfach, zumal beispielsweise mit zunehmendem Alter schwierig festzustellen ist, wer nun älter ist. Im realen Leben werden Momente, in denen wir uns diese Gedanken machen und uns so umständlich formell ausdrücken müssen, glücklicherweise immer seltener. Wo bis Mitte des 20. Jahrhunderts sogar die Kinder ihre Eltern noch siezen mussten, ist heute neben dem Privatumfeld sogar in Firmen die Du-Kultur gängig. Denn: Die Du-Anrede verbindet, stellt die beiden Gegenüberstehenden auf dasselbe Level, Barrieren verschwinden, man fühlt sich ungezwungener und nimmt sich gegenseitig als ehrlicher und offener wahr. Sind die starren Knigge-Vorgaben von anno dazumal also vertaubt, oder wieso ist das höfliche «Sie» auch heute noch angebracht? Die Sie-Form wird verwendet, um Höflichkeit und Wertschätzung auszudrücken, aber auch um Distanz zu wahren. Gerade in der Geschäftswelt, und hier vor allem im Umgang mit Kunden, kann Abgrenzung Sinn machen, denn das höfliche «Sie» impliziert Respekt. Zudem können durch die mitschwingende Distanz Grenzen gewahrt werden, was im Kundenkontakt durchaus von Vorteil sein kann.
Duzen oder Siezen im Web?
Ob Sie Ihre Kund*innen auf Ihrer Webseite, bei der Geschäftskorrespondenz und auf Social Media mit «Du» oder «Sie» ansprechen möchten, hängt von Ihrer Tätigkeit und vor allem Ihrer Zielgruppe ab. Eine duzende Grossbank würde Ihre gewünschten Geschäftskontakte auf der Webseite kaum erreichen, wohingegen ein trendiger Surfshop bei seiner Kundschaft siezend wohl für irritiertes Kopfkratzen sorgen würde. Es gilt zu bedenken, dass Ihre Webseite oft der erste Kontakt mit Ihrer Firma ist und dass die passende Ansprache mitentscheidet, ob sich die potenzielle Kundschaft angesprochen fühlt. Etwas anders verhält es sich bei Social Media. Oft sieht man, dass Firmen auf der Webseite siezen, auf den Social Media Plattformen jedoch duzen. Was auf den ersten Blick inkonsequent scheinen mag, ist durchaus nachvollziehbar. Auf sozialen Medien wie Facebook, Instagram, Twitter oder TikTok – einst meist als Verbindungsplattformen im Freundeskreis gegründet – ist die informelle Ansprache üblich. Sollten Sie sich mit dieser persönlichen Ansprache jedoch nicht anfreunden können, bleiben Sie beim «Sie» – denn eine krampfhaft angewendete Anrede wird bei den User*innen nicht gut ankommen. Anders verhält es sich bei LinkedIn: Als geschäftliche Social-Media-Plattform ist hier das «Sie» gang und gäbe und Sie entscheiden, wie bei Ihrer Webseite, wie Sie Ihre Kundschaft ansprechen möchten. Übrigens: Der Duden empfiehlt bei Geschäftskorrespondenz die direkte informelle Anrede, also Du/Dich/Ihr/Euer etc., grosszuschreiben. Dies vielleicht als kleines Hervorheben der höflichen, respektvollen Intention…
Eine Frage ohne Regeln
Bei der korrekten Kundenansprache gibt es also kein grundsätzliches Richtig oder Falsch. Entscheiden Sie sich für eine Ansprache, mit der Sie sich wohl fühlen, die zu Ihrer Firmenkultur, Ihren Produkten und Ihren gewünschten Zielgruppen passt.
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